Ein Guter Geist
Vom 18. Oktober 2020 bis zum Ende des Jahres wurde ich gefragt, die St. Thomas Kirche in Berlin Kreuzberg zu bespielen. Die St. Thomas Kirche gilt als „bedeutendster Sakralbau der Schinkelschule“ und ist die „zweitgrößte Kirche Berlins.“ Einst konnten bis zu 3000 Gläubige am Gottesdienst teilnehmen. Mittlerweile ist der Altar unter den Kuppelturm in die Vierung gewandert. Die Besuchertribünen in den seitlichen Kreuzarmen existieren nicht mehr.

Den ursprünglichen Altarraum habe ich für meine Installation „Ein Guter Geist“ genutzt. Ein transluzentes Gewebe mit einer Höhe von 8m und einer breite von 3,2m bewegte sich in gemächlicher Geschwindigkeit durch die Abszisse. Begleitet von einem klagenden Gesang wurde so zu den Besucherzeiten der ansonsten leere Altarraum belebt. Nach Sonnenuntergang konnte das Tuch für Lichtspiele und Projektionen genutzt werden.



Ein Kragarm reichte bis in die Mitte des ehemaligen Altarraumes. Hier im Zentrum drehte ein zweiter Arm. An dessen einem Ende war der Stab mit Tuch drehbar befestigt, am anderen Ende befand sich ein Gegengewicht, welches die Torsion aus dem Kragarm minimierte.

Relativ kleine Schrittmotoren mit Getriebe drehten den zweiten Arm sowie den Stab mit Tuch. Ein Raspberry Pi steuerte über Treiberstufen die Schrittmotoren und spielte den Klagegesang ab.






Die Installation lief über 3 Monate täglich 5 Stunden am Tag, ohne Aussetzer.
Einmal suchte ein Kirchenangestellter die Sängerin, vergeblich.
Ein andermal fand nicht abgesprochen ein Gottesdienst außerhalb der regulären Zeit statt. Pünktlich um 10 Uhr begann hinter dem Altar „Der Gute Geist“ zu wandeln, mit Klagegesang.