Modulsystem für schnellen Aufbau

Das Künstlerteam wollte einen Sommernachtstraum mit nie dagewesener unmittelbarer Intensität schaffen. Eine das Portal füllende Wand von Säulen sollte die Darsteller bis in den Zuschauerraum drücken können.

Die Portalzone des Residenztheaters bietet keine notwendigen Befestigungspunkte. Die Säulenenden müssen zum Bespielen unbedingt fest montiert und synchron angetrieben werden um ein Haken und Verkanten auszuschließen.

Die Aussicht auf 60 miteinander verschalteter Motoren, oder eine nicht zu realisierende mechanische Kopplung zwischen oberem und unterem Ende der einzelnen Säulen, ließ eine Aufbauzeit von bis zu 2 Tagen in greifbare Nähe rücken. Mein einziger Lichtblick war die Vorgabe, dass die Säulen in zwei Gruppen nach dem Muster ABAB… unabhängig voneinander verfahrbar sein sollten.

Weg also von dem Gedanken, die Säulen von oben zu bewegen. Ich entwickelte einzelne selbstfahrende Module, passend für die Transportwege und mit 2 Stück einen Sattelschlepper ausfüllend.

Animation des Bühnenbildes Sommernachtstraum in seitlicher Ansicht.

Meine Idee war die Koppelung der Gruppen A und B mittels zweier Joche.

Wie zwei ineineinander greifende Rechen können so die Säulenreihen aneinander vorbeifahren.

Animation des Bühnenbildes Sommernachtstraum in Draufsicht. Rechen bewegen sich aneinander vorbei.

Eine Synchronfahrt habe ich durch gebrauchte (und somit einigermaßen kostengünstige!) Schubkettenantrieben realisiert. Elektronisch gekoppelt und auf eigenen Wagen verfahrbar und mit Dornen im Bühnenboden schnell einzurichten.

Animation des Bühnenbildes Sommernachtstraum in ISO-Ansicht.

Für eine schnellen Montage auf der Bühne:

Jeweils 5 Säulen bleiben in den 6 Modulen zum Transport montiert und fixiert/gesichert.

Durch kräftige Spann-Verschlüsse können die 2x 15 gleichen „Segel“ leicht zwischen Säulenspange und Joch spielfrei montiert werden. Die hinteren Segel gleiten auf dem vorderen Joch.

Bühnenbildes Sommernachtstraum in ISO-Ansicht von hinten

Verhinderung von Verkanten:

Durch Axial-Radial-Rolleneinheiten mit passender Schiene war ein Verkanten innerhalb der Module weitgehend ausgeschlossen. Die steife Verbindung der rückseitigen Spangen über Segel zu Joch hat Oberseite und Unterseite sicher und gleichmäßig geführt. Tests mit einem ersten Modul haben dies ausreichend bestätigt.

Wäre es jemals zu Problemen (während der Aufführung) durch Verkanten oder lösen eines Verschluss-Spanners gekommen, hätte die Bühnenmannschaft jederzeit Zugang zu den Problemstellen gehabt.

Bühnenbild Sommernachtstraum von hinten. Sichtbar sind Transportrollen, Hubwagen-Ausschnitt, Säulenspangen in Transportposition, Gleiter.

In aufrechter Position leicht mit einem Hubwagen auf die genaue Position zu manövrieren.

Bühnenbild Sommernachtstraum von hinten. Sichtbar sind Spannvorrichtungen für schnelle Montage der Aussteifung für Säulenspangen.

Aufbauzeit lag nun unter 2 Stunden, beim Marathon wäre das Weltrekord, im Residenztheater wurde es der schnellste Aufbau im Repertoire.

  • Ein Sommernachtstraum
  • von Shakespeare – 17. Juni 2012
  • Bayerisches Staatsschauspiel – Residenztheater
  • Regie: Michael Thalheimer
  • Dramaturgie: Sebastian Huber
  • Bühne: Olaf Altmann
  • Kostüm: Michaela Barth
  • Licht: Tobias Löffler

ein Kritik mit Aufführungsfotos findet sich hier